Ökumenische Ereignisse

Gottesdienst zum Wendelinusmarkt:

Vertrauen in die Marktwirtschaft

Gottesdienste sollten eigentlich eine ähnlich schöne Stimmung machen wie ein Jahrmarkt: dass man sich freut, sich mit den anderen verbunden fühlt, die Seele aufgehen lässt im Geschehen. Damit dieser Gottesdienst so ist, spielt der Miltenberger Posaunenchor auf. Die ABC- Schützen des Jahrgangs 1952 feiern in diesem Gottesdienst ihr 70- jähriges Jubiläum mit einem Klassentreffen. Wolfgang Härtel liest das Evangelium von den anvertrauten Zentnern und die beiden Liturginnen Walburga Ganz und Marie Sunder- Plassmann versuchen es auszulegen und machen sich Gedanken über Marktmechanismen. Zum Glück können sie da einen Experten befragen: Friedbert Eder von der Eder- Heylandsbrauerei und bis dieses Jahr Präsident der Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg.

Er erklärt die Mechanismen eines freien Marktes. Angebot und Nachfrage legen den Preis fest. Dies staatlich zu regulieren ist in dem jetzigen Ausnahmefall bei Gas nötig. Aber auch die anderen Produkte, die jetzt teurer werden zu regulieren, würde die Selbstregulation des Marktes durcheinanderbringen. Friedbert Eder empfiehlt, dem Markt weiter zu vertrauen und damit auch den Mechanismus der Teuerung nicht weiter zu befeuern.

In den Fürbitten wurden die Menschen in den Gottesdienst mit-einbezogen, die wirtschaftliche Not leiden, die im Krieg leben und die auf der Flucht sind. Die Kollekte wurde für den Martinsladen in Miltenberg gesammelt, um den Fürbitten ganz konkrete Hilfe folgen zu lassen. Es wurde reich gespendet, vielen Dank!

„Gemeinschaft“ und „Abendmahl“ waren die Themen, die besprochen, bedacht, befeiert, beschrieben, gemalt und gebaut wurden. 27 Teenys aus den Sprengeln um Amorbach und Miltenberg lernten sich kennen, quatschten, spielten, stritten und beteten miteinander und erfüllten so von ganz allein die Überschrift über diese Freizeit. Pfarrer Lutz Domröse, Pfarrerin Marie Sunder-Plassmann, Religionspädagoge Björn Pahl und drei ehemalige Konfirmandinnen leiteten das Wochenende.

Eine Nachtwanderung um die Burg herum sollte am Freitagabend für die nötige Müdigkeit sorgen, aber wie es sich für eine solche Freizeit gehört, war es bis in die Nacht hinein noch sehr munter. Am Samstag war das Abendessen ein Feierabendmahl in der Tradition der frühen Christen. Dafür backten die Konfis selbst das Brot, pressten den Traubensaft, bereiteten Lieder und Gebete vor.

Die nächtlichen Andachten im Kerzenschein in der Burgkapelle waren für die Konfis das Highlight des Wochenendes. Nach dem festlichen Abendmahlsgottesdienst am Sonntagmorgen schrieben die Konfis jede und jeder ein „Elfchen“, ein Gedicht zum Thema mit 11 Wörtern. Eins der Elfchen heißt so:                     Christus

Brot                 Wein

heilig               heilig               heilig

mit                  euch                in                     Liebe

Glück

 

In der Familienkapelle von Frau Kriesch am Beuchener Berg waren am Sonntag ungewöhnliche Gottes-dienstbesucher eingeladen und gekommen. Hunde aller Art schienen an-dächtig Musik und Gebeten zu lauschen, zumindest ließen sie sie friedlich über sich ergehen. Pfarrerin Marie Sunder- Plassmann meinte, dass vor 50 Jahren so ein Hunde- Gottesdienst unmöglich gewesen wäre. Zu sehr hielt man den Menschen für die Krone der Schöpfung. Aber der Mensch hat die Verantwortung, die ihm im ersten Buch der Bibel von Gott übertragen wird, nicht genügend wahrgenommen. Die Arten, wie sie so schön in der Schöpfungsgeschichte beschrieben sind, werden weniger. Schon dadurch stellt er seine hervorragende Stellung in Frage.

Vor 800 Jahren wiederum wäre ein solcher Gottesdienst denkbar gewesen. Der Heilige Franz von Assisi war der Schöpfung und allen Geschöpfen sehr verbunden und bezeichnete auch die Tiere als Brüder und Schwestern in der göttlichen Familie. Er nahm die Tiere als eigenständige Wesen wahr, durch die Gott gelobt wird. Wie alles Geschaffene verweisen sie auf Gott als Schöpfer. Es gibt wunderschöne Legenden, in denen wilde Tiere in der Nähe von Franziskus zahm werden, Hasen und Wildvögel, und es gibt Geschichten von Haustieren, den Schafen zum Beispiel, die sich um ihn drängen.

Ute Härtel, die zweite der drei Liturginnen erzählte von ihrem Leben mit ihrer Nele, einer Labradorhündin. Anstrengende Aspekte mischen sich mit der schönen Vertrautheit und den Anregungen, die ein Leben mit einem Hund mit sich bringt. Viele Menschenfreundschaften entstehen durch Hundefreundschaften. Und in schweren Zeiten ist Nele ein großer Trost.

Friederike Dajek, die dritte im Bunde erzählte von tiergestützter Therapie mit wohnungslosen Frauen, sie hob die mögliche positive Wirkung des Umgangs mit Tieren für die menschliche Seele hervor.

Der Dekanatskantor Christoph Emanuel Seitz spielte Akkordeon zu den Kirchenliedern, Birgit Wagner begleitet ihn mit der Querflöte. Eine Strophe von „Geh aus, mein Herz, und suche Freud wurde für diesen Anlass neu gedichtet: „Die kluge Katz, der schnelle Has, erfreuen uns und machen Spaß und wollen auch Gott dienen, das gute Pferd, der liebe Hund, sie tun uns Gottes Treue kund, und wir vertrauen ihnen, und wir vertrauen ihnen.“ Als Nachspiel gab es ein Stück wie Waldi, von Vivaldi, und für die Hunde gab es selbst gebackenen Leckerli mit Rezepten. Jetzt gibt es viele fromme Hunde in Amorbach

 

Nach der Wanderung zur Kirche zogen die Konfis feierlich ein, zündeten ihre Konfirmandenkerzen das erste Mal an und stellten sich vor.

Die Bibeltexte des Gottesdienstes hatten nach der Jahresordnung „Abendmahl“ zum Thema und diese Gelegenheit nutzte die Pfarrerin, in der Predigt das Abendmahl soweit möglich zu erklären, und dann die Konfis zum Abendmahl einzuladen. Die Frage, ob das Brot Christi Leib ist oder den Leib Christi bedeutet, löste die Pfarrerin so auf, dass das Abendmahl zu dem gehören kann, das uns heilig ist. Und es kann uns selbst heiligen, und so unser Leben froh und gut machen. Im Abendmahl danken wir Gott unser Leben und schenken es ihm, wir leben es in Seinem Horizont und sind dadurch nicht mehr so auf uns selbst fixiert.

Nach dem Gottesdienst trafen sich viele aus der Kirchengemeinde im Gasthaus, um köstliche Watterbacher Forellen zu essen.                MSPlm

In der Reformationszeit wurde gestritten, ob nur Erwachsene getauft werden sollten. Die „Täufer“, von denen viele heutige Konfessionen abstammen, wollten zu dieser urchristlichen Tradition zurückkehren. In Amorbach entsteht eine neue Tradition: wenn Kinder im Alter zwischen 3 und 7 Jahren getauft werden, dann sind sie am glücklichsten über dieses Geschehen. Sie spüren das Heilige und fühlen sich geehrt. Sie feiern ihr erstes Lebensfest mit.

Wir nehmen Ihre Taufanfrage aber natürlich egal welchen Alters herzlich gerne entgegen. Ihre Pfarrerin Marie Sunder- Plassmann

,,im Mannesjahr
maß er, ein Vater der Dichter,
in Verzweiflung die Entfernung zu Gott aus,
und baute der Psalmen Nachtherbergen
für die Wegwunden“

so dichtete Nelly Sachs, eine schwedisch- deutsche Lyrikerin, die 1966 den Literaturnobelpreis bekommen hat. Ihre Gedichte sind von ihrem Erleben des Holocaust geprägt. In dieser Zeit wurde sie religiös und fand Trost in den Psalmen. „Der Vater der Dichter“, der König David des alten Israels, so schreibt sie in diesem Gedicht, war verzweifelt über die Welt, und so war die Entfernung zu Gott für ihn groß geworden. Deshalb baute er mit der Dichtung der Psalmen Herbergen, mit denen Menschen die Wunden pflegen konnten, die sie auf ihrem schweren Weg bekommen hatten.

In jeder Orgelandacht, wie sie immer mittwochs um 18 Uhr 30 in der Abteikirche stattfinden, wird ein Psalm ausgelegt. In diesen bis zu 3000 Jahre alten Liedern wird geklagt, gejammert, geflucht und den Feinden gedroht. Aber die Rache, auf die die Psalmdichter sinnen, überlassen sie dann Gott und unterbrechen damit die Spirale der Gewalt. Und in allem Gejammer kommt immer wieder ein Satz auf, der Gott lobt und ehrt. Und in allem Geklage gibt es das Zauberwort „dennoch“ oder „aber“. Zum Beispiel steht da: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand“ Ps 73, 23, „Die Feinde überwältigten mich zur Zeit meines Unglücks, aber der Herr ward meine Zuversicht.“ Ps 18,19

Weil es mein Beruf als Pfarrerin erfordert, lerne ich manchen Psalm auswendig. Und immer mehr spüre ich diesen schönen Satz, den Nelly Sachs gedichtet hat, dass nämlich Psalmen Nachtherbergen für die Weg-wunden werden können. Am besten wirken die Psalmen als Nachtherbergen, wenn ich sie oft sage und sie so in mich hineinsickern können. Dann klage ich innerlich gemeinsam mit dem klagenden Psalmbeter. Mit dem „dennoch“ oder „aber“ des Psalms wende ich aber die Seele ab vom Gejammer, und fülle sie mit Gotteslob. Und mein Herz geht auf! Versuchen Sie es mal mit einer guten Nachtherberge!

Ihre Pfarrerin    

Gottesdienst für ALLE

Elia Glaser wird getauft und die Kinder der Großfamilie Hauck feiern alle ihre TaufLerchenerinnerung, denn für die meisten von ihnen ist der 24. Juli der Tauftag. Die Lerchen und die Piccolinos mit ihrer Chorleiterin Birgit Wagner ziehen aus dem Kreuzgang in die Kirche ein und begleiten den Gottesdienst mit ihrem schönen Gesang. Ihre Eltern und Großeltern freuen sich daran. Dass Taufe auch etwas mit dem Thema Frieden und Versöhnung zu tun hat, zeigen die Hobbits, Schneeberger Jugend-gruppe der Diakonie. Sie spielen ein Theaterstück von zwei Kindern, die sich streiten und sehr wütend aufeinander sind. Als ein Unwetter ihre Dorfstraße in einen Sturzbach verwandelt, stehen sie sich auf den beiden Straßenseiten gegenüber. Der eine nimmt einen Stein, der andere denkt, er würde mit dem Stein beworfen und greift sich auch einen. Aber der erste Bube legt den Stein in den Bach, einen zweiten davor, der zweite Bube tut es ihm gleich, und in der Mitte des Sturzbaches versöhnen sie sich. Persönlichen Streit kann man loslassen, wenn einem klar wird, wie kleinkariert er ist angesichts der echten Probleme.                       MSPlm

 

 

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Heilung, „therapia“ gilt als Begriff nicht nur heute für Leib und Seele, sondern schon zu Christi Zeiten. Wenn Jesus leibliche Leiden heilte, sagte er oft: „Dir sind Deine Sünden vergeben.“ Wenn man Sünde modern übersetzt „mit sich selbst nicht im Reinen sein“, dann bedeutet Heilung, sich im Wesenskern von Gott geliebt, heil und ganz zu fühlen.