Die Notfallseelsorge am bayerischen Untermain stellt sich vor
In einem Interview mit Dekan Prokschi, der in der Notfallseelsorge aktiv ist, will die ev. Pfarrerin Sunder- Plassmann Interesse für die Notfallseelsorge wecken.
MSPlm: Herr Dekan, Sie sind aktiv in der Notfallseelsorge am bayrischen Untermain. Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie da tun?
MPr: Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sind jeweils zu zweit eine Woche lang 24 Stunden rufbereit. Sie werden in der Regel von der Rettungsleitstelle immer dann alarmiert, wenn eine Todesnachricht überbracht werden muss, wenn nach einem häuslichen Todesfall die Betreuung der Hinterbliebenen sichergestellt werden muss, wenn nach einem Verkehrsunfall die Unfallbeteiligten oder nach einem Suizid die Angehörigen begleitet werden müssen. Auch wenn nach einem größeren Unglück besonders viele Menschen Beistand benötigen, sind sie da. Notfallseelsorger helfen Menschen in schweren Verlustsituationen.
MSPlm: Wie ist die Notfallseelsorge organisiert?
MPr: Seit über 20 Jahren gibt es inzwischen die Notfallseelsorge am bayerischen Untermain. Getragen wird sie gemeinsam von katholischer und evangelischer Kirche und dem Malteser Kriseninterventionsteam (KIT). Über 100mal im Jahr leisten die Mitarbeitenden allein in Stadt und Landkreis Aschaffenburg dabei „Erste Hilfe für die Seele“ und die Einsatzzahlen steigen jedes Jahr. Zum Einsatz kommen sie, wenn sie von Polizei, Ärzten, Sanitätern oder der Feuerwehr angefordert werden. Die meisten Einsätze sind dabei im häuslichen Bereich, ebenso aber auch bei Unfällen im Straßenverkehr.
MSPlm: Wie verkraften Sie persönlich solche Extremsituationen?
MPr: Ich habe eine Ausbildung dazu gemacht, in der es auch darum ging, wie man selbst damit zurechtkommt. Der Seelsorge für andere muss immer eine Sorge für die eignen Seele folgen. Ich mache Sport oder nehme mir Zeit für Stille. Auch ein Gottesdienst hilft mir über das Erlebnis hinweg.
Warum machen Sie nicht mit bei der Notfallseelsorge, Frau Pfarrerin? Wir suchen dringend Leute, wir sind oft übermäßig belastet?
MSPlm: Ich traue es mir nicht zu. Jeder ganz „normale“ Trauerfall ist für mich immer schon eine Herausforderung. Menschen zu trösten, ohne selbst zu sehr traurig zu werden, kann ich nur in begrenztem Maße. Aber ich weiß, dass auch Ehrenamtliche eine Ausbildung zur Notfallseelsorge machen und dann bei Ihnen mitmachen können. Was sind die Voraussetzungen dazu?
MPr: Ja, die Notfallseelsorge sucht Menschen, die sich diese verantwortungsvolle Aufgabe, Menschen in seelischer Not zu begleiten, vorstellen können.
Gesucht werden engagierte Personen, die gefestigt im Leben stehen, mit Stress und Belastungssituationen umgehen und gut zuhören können. Sie sollten bereit sein, sich fortzubilden und einen Teil ihrer Freizeit in die Notfallbegleitung zu investieren. Interessenten sollten mindestens 30 Jahre alt sein und über einen gültigen Führerschein sowie einen eigenen Pkw verfügen.
MSPlm: Wie soll man sich die Ausbildung vorstellen und wie werden die Helfer dann in ihrer Arbeit begleitet?
MPr: In 80 Stunden werden die Helfer ausgebildet. Es entstehen keine Kosten. Auch die Unkosten der Einsätze später werden selbstverständlich erstattet. Die „Neuen“ werden durch erfahrene Notfallseelsorgerinnen eingearbeitet und dann durch regelmäßige Teambesprechungen und durch Supervision begleitet.
MSPlm: Wir reagieren die Menschen, die betreut werden darauf, dass jemand aus der Kirche zu Ihnen kommt?
MPr: Meistens ist das gar kein Thema und wir sind auch nicht von vornherein als Gottesleute erkennbar. Aber manchmal reagieren die Menschen, außer auf das schweigende Mittragen des Leides, auch auf Gebet oder auf die Geste eines Kreuzzeichens auf die Stirn des Verstorbenen positiv. Aber vor allem geht es um Zuwendung zu den geschockten und trauernden Betroffenen.
Die Notfallseelsorge am bayrischen Untermain sucht belastbare und positiv denkende ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei Interesse melden Sie sich gerne bei uns
Dekan Michael Prokschi 09373- 582 oder
Marie Sunder- Plassmann 09373-1287