Im nun schon traditionellen ökumenischen Gottesdienst zum Allerheiligenvorabend und Reformationstag wurden wieder besonders die konfessionsverbindenden Ehepaare begrüßt. Das Thema des Gottes-dienstes war in diesem Jahr der Wunsch vieler Menschen, dass Frauen auch in der röm.-kath. Kirche Pfarrerinnen werden können. Im „Synodalen Weg“, dem Reformprozess innerhalb der kath. Kirche, tritt vor allem Sr. Phillipa Rath OSB für diese Neuerung ein. Sie hat ein Buch herausgegeben, „Weil Gott es so will“, in dem 150 Theologinnen von ihrer aussichtslosen Berufung zur Priesterin erzählen. Eine dieser Frauen, Frau Dr. Monika Berwanger, ist zu diesem Gottesdienst nach Amorbach gekommen.
Sie predigt über die Bibelstelle, in der Jesus zu einer nicht- jüdischen Frau, die ihn um Hilfe für ihre Tochter bittet, sagt: „Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ Damit meint er, dass er nur den Juden Heil bringen soll. Die Frau antwortet ihm: „Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ Jesus lässt sich von der Frau überzeugen und heilt ihre Tochter.
Frau Dr. Berwanger zieht aus dieser Bibelstelle die Schlussfolgerung: „Es wird höchste Zeit, dass Frauen Stimme und Gehör finden in der Verkündigung, in der Lehre, in der Feier der Sakramente, in allen Diensten und Ämtern. Eine Frau hat Jesus über seine Sendung belehrt, warum sollten dann Frauen nicht auch heute die Kirche lehren? Ich bin der Meinung: Sie müssen es sogar.“ Danach brandet mitten im Gottesdienst Beifall auf.
Dekan Prokschi fragte dann die evang. Pfarrerin, wie es zu der Frauenbeauftragung in der ev. Kirche kam. Sie erzählte, dass 1975 in der bayr. Kirche eine Amor-bacherin den Antrag auf Frauenordination gestellt hatte. Das war die Synodale Uta Hickmann, die gerade hier in Amorbach ihren 90sten Geburtstag gefeiert hat. MSPlm